„Beurteile einen Menschen lieber nach seinen Handlungen als nach seinen Worten; denn viele handeln schlecht und sprechen vortrefflich.“
Das ist ein Zitat von Matthias Claudius, er war Dichter und lebte von 1740-1815.
Das Bedürfnis diesen Artikel zu schreiben überkam mich vorgestern, als ich die Sendung „hart aber fair“ im WDR geschaut habe.
Sie hatte den Titel: Beispiel Pflege / Was schafft die Groko noch?
Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend saß mit Hubertus Heil (SPD) dem Bundesminister für Arbeit und Soziales und unserem Gesundheitsminister Herrn Spahn (CDU) in der Runde bei Herrn Plasberg.
Die Worte dieser Politiker, welche hoffentlich nur vom Volke bezahlt werden, wurden in guter Rhetorik vorgebracht. Letztendlich jedoch irrelevant, da Taten fehlen.
Viel interessanter fand ich die Aussage der Auszubildenden im dritten Lehrjahr, welche ebenfalls in der Runde saß. Sie war kurz davor ihre Ausbildung abzubrechen, denn sie war täglich für zwölf Bewohner zuständig, ohne für sich oder ihre Prüfung wirklich etwas zu lernen.
Folgende Probleme sind bei Azubis in der Pflege an der Tagesordnung:
Während der Theoriephase in der Schule werden den Auszubildenden interessante Inhalte vermittelt. Sie freuen sich auf den Praxiseinsatz, aber dann kommt der „Realitätsschock“.
Da helfen keine Politik, kein Pflegeheimträger und kein Pflegeberufegesetz! Die Probleme sind viel zu nah an der Basis und am Einrichtungsalltag.
Azubis im Akkord schaffen zu lassen ist das Tagesgeschäft, das Einrichtungsleitungen zu verantworten haben. Das ist etwas was nur Einrichtungsleitungen gemeinsam mit ihrer Pflegedienstleitung ändern können. Hier müssen Lösungen und Konzepte für und in jeder einzelnen Einrichtung gesucht werden.
Selbstverständlich sind auch Politiker und Altenpflegeheimbetreiber gefragt. Wir brauchen auch gesetzliche Vorgaben für die Personalausstattung und die Vergütung der Pflegekräfte in der Altenpflege. Da müssen wir die Politiker endlich an ihren Taten messen.
Aber für eine gute Ausbildung braucht eine Einrichtung auch ein eigenes gelebtes Konzept.
Im Tagesgeschäft außerdem auch Zeit, eine nachhaltige Stärkung der Praxisanleitungen und einen gut geschriebenen Dienstplan! Und dafür sind die Einrichtungsleitung und Pflegedienstleitung vor Ort verantwortlich.
Laut statistischem Bundesamt haben im Herbst 2014 61.800 Jugendliche eine Berufsausbildung in einem Pflegeberuf begonnen. Gegenüber 2004 ist die Zahl der Ausbildung Anfänger und Anfängerin im Pflegebereich insgesamt um 41 % gestiegen.
Rund 63.200 Jugendliche haben im Herbst 2016 eine Berufsausbildung in der Pflege begonnen. Gegenüber dem Jahr 2006 ist die Anzahl insgesamt um 43 % gestiegen.
Es gibt also stetigen Zulauf. Jedoch ist ein Auszubildender keine statistische Zahl. Er oder sie ist ein junger Mensch aus Fleisch und Blut. Auszubildende haben Vorstellungen und Wünsche in Bezug auf ihren Ausbildungsplatz.
Azubis brauchen Beachtung! Sie müssen im Einrichtungsalltag wahrgenommen werden.
Hand aufs Herz, viele Einrichtungsleitung wissen nicht, wie es ihren Auszubildenden geht. Wie weit sie in der Theorie sind. Und ob sie vor den Prüfungen noch Hilfe brauchen.
Welche Einrichtungsleitung hält zweimal im Monat eine Azubisprechstunde ab?
Auszubildende brauchen Anerkennung, geregelte Abläufe und Unterstützung. Dann können sie auch ihrem Ausbildungsjahr entsprechend Verantwortung übernehmen. Außerdem brauchen Auszubildende eine Perspektive.
In Zeiten der Personalnot müssen Einrichtungsleitungen „Kümmerer“ sein.
Jede Einrichtungsleitung muss sich bewusst mit dem Thema Ausbildung im eigenen Haus auseinandersetzen.
Mithilfe der Pflegedienstleitung und der Praxisanleitung muss die Verantwortung bewusst übernommen werden.
Azubis dürfen nicht mehr unter „ferner liefen“ laufen.
Führt leidenschaftlich, seid leidenschaftlich...
Sysett Twrdy
Sysett Twrdy
Corinna Fretz
Ja ein Umdenken ist erforderlich, gerade damit der Pflegenotstand endet.
Mr. T
Viel Interessanter in der Sendung fand ich jedoch die Aussage des Pflegeheim-Betreibers Meurer. Er hat schon mal erkannt, dass das "Kernproblem" der Fachkräftemangel sei. Die Lösung hierfür wäre eine schnellere Anerkennung von ausländischen Fachkräften und dies würde er von der Politik einfordern! Unglaublich, das sagt alles aus, wie es um die Pflegebranche steht! Anstatt die Gründe, die am oben gewählten Beispiel einen geradezu anspringen, anzugehen, wird der leichtere Zugang von ausländischen Kräften gefordert. Und wieso? Weil man denen weiterhin 2000 Euro brutto oder weniger bezahlen kann, da dies für eine bulgarische oder rumänische Fachkraft viel Geld ist, und weil sich diese nicht beschwerden (oft auch können!), wenn sie 7 Tage in Folge 12 Stunden arbeiten müssen, das so natürlich nicht auf dem Dienstplan vermerkt ist. Dadurch kann ich als Pflegeheim-Betreiber natürlich weiterhin exzellent "wirtschaftlich" arbeiten. und nachdem alle heimischen Fachkräfte ausgebeutet wurden, müssen nun eben die ausländischen Kräfte daran glauben. Wirklich eine hervorragende Idee, den Fachkräftemangel zu beheben! Ins Bild passt natürlich dazu, dass Herr Spahn und Herr Heil hier eifrig zugestimmt haben, den Wunsch des Plfegeheimbetreibers schnellstmöglich nachzukommen. Prima.
Was denkst du?